Warum das wichtig ist
Nicht alle Plastikalternativen halten, was sie versprechen und manchmal ist es schwierig, die entscheidenden Unterschiede zwischen ihnen auszumachen. Aber genau das wird in Angesicht der aktuellen Plastikflut immer wichtiger – denn diese bedroht das Gleichgewicht unserer Erde. Hier kannst du dich mit Global Citizen für mehr Umweltschutz einsetzen. 

In den vergangenen Jahren wurden biologisch abbaubare oder kompostierbare Plastiktüten oft als Lösung für das anhaltende Plastikmüll-Problem angepriesen. Doch nun hat eine Studie herausgefunden, dass ihr Anspruch auf Nachhaltigkeit nicht immer gegeben ist.

Denn die besagte Studie des US-amerikanischen Magazins “Environmental Science and Technology” hat einige dieser angeblich umweltfreundlichen Plastiktüten einem Test unterzogen und sie in der Natur “kompostiert”. Das erschreckende Ergebnis: Viele waren selbst nach drei Jahren noch nicht vollständig zersetzt. 

“Plastik ist zu einem festen Bestandteil unseres Lebens geworden, sodass wir erst jetzt an einen Wendepunkt kommen, an dem wir versuchen, Plastik zu meiden“, erklärt die Leiterin der Studie, Imogen Napper, gegenüber Global Citizen. “Momentan sind viele unterschiedliche Ansätze im Umlauf und ich wollte ihrer Bedeutung auf den Grund gehen.” Sie stellte sich die Frage: “Sind abbaubare Plastiktüten tatsächlich unbedenklich für unsere Umwelt?“

Um das herauszufinden, führten Napper und ihr Team drei Tests mit abbaubaren Plastiktüten durch und vergruben einen Teil in der Erde, legten einen zweiten in Wasser ein und setzten einen dritten Teil der Sonne aus. Alle Testversuche wurde über einen Zeitraum von drei Jahren überwacht. Das Ergebnis: Die vermeintlich abbaubaren Tüten hatten sich in allen drei Szenarien nicht zersetzt.       

Ganz im Gegenteil: Die meisten konnten nach dem Experiment sogar noch als Einkaufstüten benutzt werden.

Die biologisch abbaubaren Plastiktüten, die dem Sonnenlicht ausgesetzt waren, zerfielen zwar, allerdings zu Mikroplastik – ein aus Umweltsicht höchst bedenklicher Stoff. 

Napper erklärt, dass die Rahmenbedingungen der einzelnen Tests den natürlichen Verfallsprozess nachstellen sollten. Von den jährlich bis zu eine Billion verbrauchten Plastiktüten geraten 95 Prozent in den normalen Abfallkreislauf, wo sie nicht recycelt werden und letztendlich der Umwelt schaden.
Die fachgerechte Entsorgung biologisch abbaubarer Plastiktüten sei sogar noch schwieriger, da dafür oft die nötige Infrastruktur fehlen würde, sagt Napper. Damit diese Tüten tatsächlich abgebaut werden können, müssten sie zunächst gesammelt und dann in dafür vorgesehene Einrichtungen gebracht werden.

Wie Napper anmerkt, sind diese speziellen Anlagen noch Mangelware und die meisten Menschen, die biologisch abbaubare Plastiksäcke verwenden, würden sie nicht dorthin bringen, sondern einfach mit dem Biomüll in der braunen Tonne entsorgen. Das führe dazu, dass die vermeintlichen Plastikalternativen letztendlich in der Natur landen und dort erheblichen Schaden für Wildtiere anrichten können.

Auch die sogenannten kompostierbaren Tüten nahmen die Forscher*innen unter die Lupe, im Vergleich schneiden sie etwas besser ab. Denn diese lösten sich zumindest in Wasser nach drei Monaten auf, wobei erst weitere Testversuche zeigen können, ob bei diesem Zersetzungsprozess keine schädlichen Stoffe für Tiere freigesetzt werden. Denn sollte auch hier Mikroplastik zurückbleiben, wäre das immer noch eine Bedrohung für das Leben im Wasser. Doch unter Einwirkung von Sonne und Erde zersetzten sich auch die kompostierbaren Tüten nicht.

Aufgrund dieser ernüchternden Ergebnisse sei die Studie auch dazu da, Verbesserungsmöglichkeiten in Aussicht zu stellen, so Napper. Diese schlägt neue Normen für die Kennzeichnung der alternativen Plastiktüten vor. Aktuelle Etiketten und Produkthinweise seien oft irreführend.

Außerdem müssten Menschen in ihrem Alltag besser über die fachgerechte Entsorgung solcher Tüten aufgeklärt werden, damit sie so abgebaut und kompostiert werden können, wie vorgesehen. Zu guter Letzt braucht es eine verbesserte Infrastruktur, um diesen speziellen Müll angemessen zu verwalten. Sonst wird aus diesen Tüten nie eine brauchbare Alternative zu herkömmlichem Kunststoff werden.

“Wenn ihr auf etwas stoßt, das vorgibt, umweltfreundlich zu sein, stimmt das oftmals. Dennoch lohnt es sich, kritisch zu bleiben und kurz gedanklich nachzuhaken: "Macht das tatsächlich Sinn?’“, sagt Napper. 

Sie fügt hinzu: “Du kannst die Welt nicht über Nacht neu erfinden. Fange stattdessen mit kleinen Schritten und entsprechend deines Lebensstils an.“

News

Umwelt schützen

Bio-Plastiktüten zersetzen sich laut neuer Studie schlechter, als gedacht

Ein Beitrag von Joe McCarthy  und  Erica Sánchez