Viele Länder dieser Welt feiern einmal pro Jahr ihre Nation und sich selbst - nämlich am Nationalfeiertag. In Deutschland ist das der 3. Oktober, in Österreich der 26. Oktober und die Schweiz feiert am 1. August. Auch Australien hat so einen Tag - in Down Under wurde erst vergangene Woche - am 26. Januar - gefeiert.

Während des letzten „Australia Day“ 2016 waren auch in Melbourne die Feierlichkeiten in vollem Gange. Zwei junge Mädchen genossen den Tag mit ihren Familien. Als ein Fotograf die beiden sah, wie sie stolz ihre australischen Flaggen hielten, machte er ein Foto. Zum Auftakt des diesjährigen Nationalfeiertags war das Foto der beiden dann auf einer großen Reklamefläche in Melbourne zu sehen.

Doch damit hört die Geschichte nicht auf. Leider. Die beiden Mädchen sind nämlich muslimisch und tragen auf dem Foto ein Kopftuch. Das sollte eigentlich heutzutage kein Problem sein. Schließlich war das auch einer der Gründe, warum das Foto ausgewählt wurde, denn mit Hilfe der beiden Mädchen sollte die Vielfalt der Bewohner Australiens ausgedrückt werden.

Doch nicht alle Menschen waren mit dem Plakat einverstanden: Unmittelbar nachdem die Reklametafel aufgestellt wurde, gab es auf sozialen Netzwerken immer mehr islamfeindliche Parolen und Gewaltandrohungen, die sich direkt an die Mädchen aus Melbourne richteten. Das Foto sei absolut ‚un-australisch‘. Deshalb musste die Reklametafel kurze Zeit später wieder entfernt werden.

Mitglieder einer rechtsextremen Gruppe posteten Dinge wie: „Diese Kopftücher sind in meinen Augen absolut unverschämt.“ Ein anderer sagte: „Diese Mädchen verdienen es beschimpft und bedroht zu werden“.

Laut Guardian sind die Familien nun um die Sicherheit der beiden Mädchen besorgt: in wie weit kann die Identität der Mädchen geschützt werden? Die Mädchen wissen zwar, was für eine Aufregung es um ihr Foto gab, können aber nicht ganz verstehen, warum die Plakate nun entfernt wurden.

Als Antwort auf die Entfernung der Reklametafel hat die Werbeagentur ‚Campaign Edge‘ eine Crowdfunding-Kampagne mit dem Hashtag #putthembackup ins Leben gerufen, um die Tafel wieder aufzustellen.

Das Geld, das durch die Kampagne eingenommen wird, soll für eine ganzseitige Anzeige in der Zeitung und eine neue Reklametafel verwendet werden. Wobei es bei dem Betrag, der schon jetzt durch die Crowdfunding-Kampagne eingenommen wurde, eher so aussieht, als könnte man mehr als eine Reklametafel wieder aufstellen! Das Team, das hinter der Kampagne steckt, hat versprochen, all die übrigen Einnahmen an das Asylum Seeker Resource Center zu spenden - eine Anlaufstelle für alle Asylsuchenden in Australien.

Eine weitere Gruppe, die sich in der Gegend, in der die Reklametafel aufgestellt wurde, zusammenschloss, hat eine Petition gestartet, um die Plakatwand wieder aufstellen zu lassen. In der Petition heißt es unter anderem „Muslime sind auch Australier! Wir fordern, dass die Cranbourne Reklametafel in ihrem Originalzustand wieder aufgestellt wird”. Bis jetzt haben schon über 8.000 Menschen die Petition unterschrieben. Die Crowdfunding-Kampagne hat mittlerweile beachtliche 169.408 Australische Dollar eingenommen - umgerechnet circa 120.000 Euro.


Nachtrag vom 26. Januar 2017

Die Crowdfunding-Kampagne sowie die Petition waren erfolgreich. Pünktlich zum heutigen Nationalfeiertag wurden nicht nur in Melbourne, sondern in ganz Australien Reklametafeln mit dem Bild der beiden Mädchen aufgestellt. Eine wirklich tolle Aktion, die zeigt, wie viel Einfluss jeder Einzelne von uns haben kann!

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Plakat mit Mädchen die 'nicht australisch genug aussehen' spaltet Australien

Ein Beitrag von Marnie Cunningham