'Amnesty International Canada' hat ein Video veröffentlicht, das ganz ohne viele Worte auskommt und es trotzdem (oder besser gesagt, genau dadurch) schafft, wirklich zu bewegen.

Zwei sich fremde Menschen werden in einem hellen, ruhigen Raum gegenüber gesetzt und gebeten, sich einfach nur vier Minuten lang in die Augen zu sehen. Mehr nicht.

Klingt unspektakulär? Video angucken und sich vom Gegenteil überzeugen lassen (Tipp: Taschentücher bereit halten).


Hand aufs Herz: Wer hat das letzte Mal jemandem (muss nicht mal ein Fremder sein) vier Minuten lang einfach in die Augen gesehen? Eben.

Sprache ist elementarer Teil unserer Gesellschaft und unseres Zusammenlebens. Aber um zu testen, ob die Chemie zwischen zwei Menschen stimmt, braucht man nicht ein einziges Wort, sondern einfach ein paar Minuten Zeit - und Augenkontakt.

Das Prinzip ist dabei nicht neu, sondern schon von unterschiedlichen Seiten wissenschaftlich nachgewiesen. So hat der Psychologe Chris Kleinke diese Erkenntnis bereits im Jahr 1986 entdeckt und darüber geschrieben, welche enorme Bedeutung Augenkontakt für die zwischenmenschliche Kommunikation hat – egal ob es um Anziehung und Sympathie, Glaubwürdigkeit und Kompetenz oder Intimität und Kooperation geht.

Und die Bedeutung spiegelt sich in etlichen Bereichen wider: Wer kennt nicht die Tipps rund um Bewerbungsgespräche, die immer wieder den Ratschlag aufgreifen, während des Gesprächs den Augenkontakt mit seinem Gegenüber zu suchen. Selbst Paar-Therapeuten nutzen die Taktik des 'Sich-minutenlang-schweigend-in-die-Augen-guckens' als Therapiemethode.

'Schau mir in die Augen Kleines' kommt also nicht von ungefähr. Und spielt eine derart wichtige, wenn auch oft unbewusste, Rolle für uns Menschen, dass auch das Gegenteil entsprechend bewiesen wurde: Bei fehlendem Augenkontakt werden Menschen viel schneller aggressiv und lassen sich leichter zu Beleidigungen und Pöbeleien hinreißen, als diejenigen, die sich in die Augen sehen. Das gilt sogar online. 

Wieso also hat der Augenkontakt so eine Macht?

Viele vertreten folgende Meinung: weil wir uns irgendwie ertappt fühlen. Augen lügen nicht - wem immer schon mal lange und intensiv in die Augen geschaut wurde, kennt vielleicht dieses Gefühl. Dass man sich nicht verstecken kann, dass man sich vielleicht sogar etwas unwohl fühlt - und diese unglaubliche Erleichterung, wenn der Gegenüber nach intensivem Augenkontakt einen plötzlich anlächelt. Mehr braucht es nicht, um Nächstenliebe zu zeigen und zu fördern.

Ein sehr schönes Beispiel von Amnesty International.  

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Wunderschöner Videobeweis: Wenn Augenkontakt mehr über uns verrät als Worte

Ein Beitrag von Aileen Elsner