Körperliche Selbstbestimmung, also die Möglichkeit jedes Einzelnen ohne Angst, Gewalt oder Zwang Entscheidungen über den eigenen Körper zu treffen, wird nicht allen Menschen gleichermaßen gewährt. Gesetze sowie wirtschaftliche und soziale Hindernisse schränken die sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte von Frauen in Ländern auf der ganzen Welt noch immer ein. 

Laut Daten des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) aus 57 Ländern haben nur 55 Prozent der Frauen körperliche Autonomie. Körperliche Unversehrtheit wird daran gemessen, ob die Frauen in Fragen der Gesundheitsversorgung, der Verhütung und der sexuellen Aktivität eigene Entscheidungen treffen können. 

Wir stellen fünf junge Frauen aus der ganzen Welt vor, die sich dafür einsetzen, dass Frauen das Recht auf Gleichheit, Würde und Respekt bekommen, ohne dabei Diskriminierung zu erfahren. 

1. Lolo Cynthia

Für die Nigerianerin ergab sich während eines Studiums in Johannesburg in Südafrika die Möglichkeit, im Bereich der reproduktiven und sexuellen Gesundheit zu arbeiten. Eigentlich wollte Cynthia Medizin studieren. Doch sie entschied sich, stattdessen lieber im Bereich der Prävention von Frauengesundheitsproblemen zu arbeiten. 

Inzwischen ist Cynthia Medienbotschafterin des nigerianischen UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR). Sie hat das umfassende Toolkit ”My Body Is Mine” zur Sexualerziehung zusammengestellt, das Kindern die Bedeutung der körperlichen Autonomie vermitteln soll. Das Toolkit wird weltweit von zehn Millionen Menschen genutzt.

Cynthia verbreitet auf ihrem YouTube-Kanal LoloTalks Inhalte zur Sexualerziehung. Sie teilt außerdem informative Tweets, die Diskussionen über stigmatisierte Themen von Sexualität bis hin zur Menstruationshygiene erleichtern.

2. Paxton Smith

Als die 18-jährige Smith als Rednerin ihrer Abschlussklasse an der Lake Highlands High School in Dallas, Texas, bei der Abschlussfeier im Juni auf das Podium trat, hielt sie eine andere Rede als geplant.

Ein paar Wochen vor Smiths Abschluss hatte der texanische Ministerpräsident Greg Abbott ein neues Gesetz zur Einschränkung von Abtreibungen unterzeichnet. Dieses Gesetz verbietet es Gesundheitsdienstleister*innen, Abtreibungen vorzunehmen, wenn ein fötaler Herzschlag festgestellt werden kann. Das kann bereits in der sechsten Woche der Fall sein und gefährdet insbesondere arme Frauen. Denn Frauen mit niedrigem Einkommen sind am häufigsten ungewollt schwanger. Im Gegensatz zu wohlhabenderen Frauen haben sie aber nicht die Möglichkeit, für eine Abtreibung in einen anderen Staat zu reisen – und das kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Wenn Regierungen Abtreibungen einschränken, suchen die Menschen trotzdem nach einem Weg für einen Eingriff. Oft wählen sie dann unsichere Arten der Abtreibung. Weltweit ist das die dritthäufigste Ursache für Todesfälle bei Müttern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass jedes Jahr 47.000 Frauen an unsicheren Abtreibungen sterben. 

“Ich habe Angst davor, dass meine Verhütungsmittel versagen. Ich habe Angst davor, dass ich vergewaltigt werde und all meine Hoffnungen, Bestrebungen, Träume und Bemühungen für meine Zukunft überhaupt keine Rolle mehr spielen”, sagte Smith in ihrer Abschlussrede. “Ich hoffe, Sie können nachempfinden, wie schmerzhaft das ist. Ich hoffe, Sie können nachempfinden, wie entmenschlichend es ist, wenn man Ihnen das Recht auf die körperliche Selbstbestimmung nimmt.” 

Inzwischen kuratiert Smith den Sammelband “A War on My Body”. Das Buch zeichnet die Geschichte der reproduktiven Rechte mit Beiträgen anderer Aktivist*innen nach und wird am 22. Januar 2022 veröffentlicht. Alle Einnahmen werden an das Afiya Center gespendet, das sich für die sexuelle und reproduktive Gesundheit schwarzer Frauen und Mädchen einsetzt.

3. Deja Foxx

Foxx sorgte im Alter von 16 Jahren für Aufsehen. Damals setzte sie sich bei einer Veranstaltung der Organisation Planned Parenthood in einer Stadthalle für reproduktive Gesundheitsförderung ein und konfrontierte den Senator von Arizona, Jeff Flake, mit ihren Forderungen. 

Während ihres letzten Highschool-Jahres gründete Foxx das Reproductive Health Access Project des El Rio Community Health Center in Arizona. Einige Jahre später rief sie die Organisation GenZ Girl Gang ins Leben, die soziale Medien als Instrument einsetzt, um Communities zu stärken. Zudem nahm sie sich eine Auszeit vom College, um als Influencerin und Strategin für die Präsidentschaftskampagne der späteren US-Vizepräsidentin Kamala Harris zu arbeiten. Foxx nutzt weiterhin ihre Reichweite von fast 82.000 Follower*innen, um sich für reproduktive Rechte auf TikTok einzusetzen.

In Zusammenarbeit mit der UNFPA unterstützte sie auch die Kampagne "16 Days of Activism Against Gender-Based Violence". So nahm Foxx an einer Instagram-Live-Diskussion mit der Aktivistin Eliza Hatch von der Plattform Cheer Up Love teil. Dabei ging es darum, wie der Online-Missbrauch von Frauen und Mädchen gestoppt werden kann. 

4. Karin Watson Ferrer

Ferrer ist eine Aktivistin für reproduktive Rechte und Mitglied des Global Youth Collective von Amnesty International, das sich dafür einsetzt, dass Frauen in Chile selbst über ihre Körper bestimmen können. Zusammen mit ihrer Freundin betreibt sie die Plattform Que Se Sepa! (Let It Be Known!), auf der Frauen anonym ihre Erfahrungen mit sicheren Schwangerschaftsabbrüchen teilen können.

"Wir müssen weiterhin für Gleichberechtigung und Veränderung kämpfen. Nur so können wir ein System schaffen, das Menschen, Menschenrechte, die Erde und die Umwelt respektiert und diese Welt zu einem besseren Ort für alle macht", sagt Ferrer

"Als Frau in einem konservativen Land wie Chile aufzuwachsen, heißt, ständig zu sehen, wie unsere Rechte verletzt werden, wie alles für uns schwieriger wird und wie wir dafür verurteilt werden, so zu sein, wie wir sind. Aber es bedeutet auch, dass ich schon als Kind für Veränderungen kämpfen wollte."

5. Martha Clara Nakato

Nakato wurde im Alter von 14 Jahren positiv auf HIV getestet – obwohl sie keinen Sex gehabt hatte. Es stellte sich heraus, dass sie die Krankheit von ihrer Mutter vererbt bekommen hatte. Inzwischen arbeitet die Aktivistin mit dem Uganda Network of Young People Living With HIV & AIDS (UNYPA) zusammen, um andere junge Menschen über HIV-Risiken aufzuklären und das Leben von HIV-positiven Menschen zu verbessern.

"Frauen sollten nicht als Bürger*innen zweiter Klasse behandelt werden – unabhängig vom sozialen Status, vom Gesundheitszustand oder vom Umfeld, in dem sie leben. Wir sind alle Menschen, genau wie Männer auch und verdienen deshalb die gleichen Rechte und die gleiche Würde", sagte Nakato gegenüber UN Women.

Nakato ist auch aktives Mitglied der Konsultationen des ugandischen Forums für die Gleichstellung der Generationen.

Frauenrechte sind Menschenrechte und müssen deshalb gefördert und geschützt werden.

Global Citizen Life

Gerechtigkeit fordern

5 junge Aktivistinnen, die sich für körperliche Selbstbestimmung einsetzen

Ein Beitrag von Leah Rodriguez