Die Nachrichten sind gerade voll vom Ausbruch des gefährlichen Coronavirus. Für uns ist das vor allem ein Beweis dafür, dass globale Gesundheitssysteme weiter gestärkt werden müssen. Warum?

Dazu musst du nur mal einen Blick nach Wuhan, China, werfen. Es war gerade erst Januar und schon stecken wir in der ersten großen Gesundheitskrise des neuen Jahrzehnts. Das Coronavirus ist eine ansteckende Atemwegsinfektion mit möglicher Todesfolge. In kürzester Zeit hat es sich auf fast alle Provinzen des Landes ausgebreitet und kurz darauf Europa und Nordamerika erreicht.

Die Geschwindigkeit, mit der sich das Virus ausgebreitet hat, ist alarmierend. Aber auch die vergleichsweise hohe Sterblichkeitsrate von zwei bis drei Prozent ist definitiv ein Grund, das Virus ernst zu nehmen. Nur zum Vergleich: Die Sterblichkeitsrate der saisonalen Grippe liegt unter 0,01 Prozent. Auch deshalb hat die Politik schnell reagiert. Wuhan und die umliegenden Gebiete sind abgeriegelt. Und Gesundheitsexpert*innen auf der ganzen Welt arbeiten mit Hochdruck daran, das Virus wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Erfahrungen aus vergangenen Krisen können uns helfen

Das Krisenmanagement bei globalen Krankheitsausbrüchen ist im Laufe der Jahre immer besser geworden. Seit der SARS-Epidemie Anfang der 2000er Jahre und der globalen H1N1-Grippe-Pandemie 2009 haben wir viel gelernt. Wir sind inzwischen viel besser darin geworden, die Ausbreitung von Krankheiten einzudämmen und eine große Zahl an Patient*innen zu behandeln. Die Erfahrungen aus vergangenen Krisen werden uns auch jetzt helfen, die Ausbreitung des Coronavirus so schnell wie möglich einzudämmen. Doch was haben wir konkret gelernt?

Krankheiten kennen keine Ländergrenzen

Erstens sehen wir immer wieder, dass Krankheiten keine Grenzen kennen. Wir leben in einer Welt, in der über 7,7 Milliarden Menschen permanent und global miteinander interagieren und sich dabei über Grenzen hinwegbewegen. Das hat zur Folge, dass sich ansteckende Krankheiten noch schneller ausbreiten und Länder und Kontinente in wenigen Tagen, wenn nicht sogar Stunden, überqueren. Nationale Grenzen bieten also keinen zuverlässigen Schutz gegen wachsende Pandemien. Was wir daraus lernen können? Dass internationale Zusammenarbeit notwendig ist, um neuen Krankheitsausbrüchen voraus zu sein und sie nachhaltig zu besiegen. Wenn es um die Bekämpfung globaler Epidemien geht, gibt es keinen Platz für Einzelkämpfer*innen.

Globaler Gesundheitsschutz is nur so stark ist, wie das schwächste Glied

Die zweite bedeutende Lektion ist, dass Investitionen in bessere Gesundheitssysteme überall auf der Welt die stärkste Verteidigung gegen jeden Ausbruch sind. Fortschritte in der Medizin und neue Impfstoffe, Behandlungen und Praktiken sind allesamt lebenswichtige Waffen – aber sie werden niemals ein Allheilmittel sein. Sie sind auf eine ausreichende Anzahl von angemessen ausgebildetem und engagiertem medizinischem Personal, gut ausgestattete Krankenhäuser und effiziente Liefer- und Beschaffungssysteme angewiesen, die Medikamente rechtzeitig dorthin bringen, wo sie benötigt werden. Deshalb sind Programme, wie die Impfallianz Gavi, so wichtig. Sie schützen mit Impfstoffen nicht nur Millionen von Menschen vor vermeidbaren Krankheiten, sondern bauen auch jene Gesundheitssysteme auf, die es ermöglichen, Epidemien zu bekämpfen.

Während sich das Coronavirus ausbreitet, werden wir daran erinnert, dass globaler Gesundheitsschutz nur so stark ist, wie das schwächste Glied in seiner Kette. Wenn es uns nicht gelingt, starke und effiziente Gesundheitssysteme auf der ganzen Welt aufzubauen, verringert sich unsere Fähigkeit, so schnell und effektiv wie möglich, auf Krankheiten zu reagieren. Und das würde in unserer supervernetzten Welt letztlich das Ansteckungsrisiko für Menschen überall erhöhen.


Ein Beitrag von Jenny Ottenhoff. Zuerst erschienen auf dem Blog von ONE. ONE ist eine internationale Bewegung, die sich für das Ende extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten bis zum Jahr 2030 einsetzt.

Editorial

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Coronavirus: Was wir aus vergangenen Epedimien gelernt haben – und was wir nun tun müssen