Nicht sicher ob es jedem so geht, aber für mich gilt: ich bin nicht ich selbst, wenn ich hungrig bin. Dieses unangenehme Gefühl wenn man so hungrig ist, dass man mitunter ein klein wenig die Kontrolle über sich selbst verliert. Wenn man aggressiv wird und förmlich jeden anschnauzt, der einem über den Weg läuft. Und dann den Punkt erreicht, an dem man so erschöpft ist, dass man nicht mal mehr die einfachsten Dinge machen kann. Jep, ich denke wir alle haben mal mehr oder weniger diese Erfahrung gemacht. 

Versteht mich nicht falsch - ich vergleiche meine, bzw. unser aller Hungergefühl nicht mal ansatzweise mit der Situation, in der sich Menschen befinden, die tagtäglich hungern müssen. Die keinen tagtäglichen Zugang zu Lebensmitteln, geschweige denn nahrhaften Lebensmitteln haben. Ich habe mein Bespiel lediglich als Ausgangspunkt gewählt, weil mich unter anderem die Frage beschäftigt, zu wie viel weniger ein Mensch fähig ist, wenn er ständig und andauernd Hunger leidet.

Aus diesem Grund haben wir von Global Citizen das Thema Ernährungssicherheit, vor allem für die ärmsten Menschen auf unserem Planeten, seit jeher mit in den Mittelpunkt unserer Kampagnen gestellt. Wobei wir uns dabei maßgeblich für einen Zugang zu Lebensmitteln im Allgemeinen und demgegenüber für die Vermeidung von Unterernährung eingesetzt haben.

Jetzt aber wollen wir diesen Fokus ein klein wenig mehr auf den Punkt Mangelernährung richten. Denn zusätzlich zur Ernährungssicherheit wollen wir zudem sicher gehen, dass Menschen nicht 'nur' satt werden, sondern auch nahrhafte Lebensmittel zu sich nehmen. Denn der Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln ist der Schlüssel wenn es darum geht, armen Menschen nicht nur kurzfristig zu helfen, sondern ihnen darüber hinaus die reale Möglichkeit zu geben, den Kreislauf der Armut zu durchbrechen.
Um das mal handlicher zusammenzustellen sind hier 8 Erklärungen, warum Ernährungssicherheit und eine nahrhafte Ernährung Hand in Hand gehen müssen:

1. Wenn Mütter eine nahrhafte und ausgewogene Ernährung zu sich nehmen, steigt die Wahrscheinlich, dass sie gesunde und kräftige Babys zur Welt bringen. Und das ist ein enorm wichtiger Schritt, denn... 

Flickr: Nevil Zaveri

2. ...fast die Hälfte (45%) aller Todesfälle bei Kleinkindern könnte vermieden werden, wenn diese kräftig zur Welt kämen und im Laufe ihres Wachstums nahrhafte und kräftigende Lebensmittel zu sich nehmen könnten. 

Flickr: Michael Pollack

3. Denn nur gute und ausgewogene Ernährung kann Unterentwicklung vermeiden, die vor allem dann auftritt, wenn Kinder während ihres Wachstums nicht ausreichende Nährstoffe zu sich nehmen. Erschreckenderweise sind schätzungsweise 165 Millionen Kinder unter 5 Jahren von einer solchen Unterentwicklung betroffen (das ist grob gerechnet jedes vierte Kind). 

Flickr: Arsenie Coseac

4. Wohlgenährte Kinder haben nicht nur mehr Kraft und Ausdauer und sind somit umso aktiver, sie sind auch resistenter gegen Infektionen, so dass sich die Zahl der Krankheitsfälle als auch die Kindersterblichkeitsrate reduzieren würde. 

Flickr: Alex

5. Wobei die Vorteile einer ausgewogenen und nahrhaften Ernährung nicht nur körperliche Gesundheit mit sich bringt. Auch die geistige Entwicklung profitiert von einer ausgewogenen Ernährung und Kinder haben wesentlich bessere Chancen, sich geistig schneller zu entwickeln. Was in einfachen Worten heißt: sie können früh eine Schule besuchen, mehr lernen und im besten Fall die Schule abschließen.

Flickr: Canada in Afghanistan/ Amina Moravej

6. Konsequenterweise erhöhen sich daraus auch die Chancen, dass vor allem Mädchen, die eine Schule besuchen und abschließen, erst später heiraten, erst später Kinder zur Welt bringen, diese gesund ernähren können und später ebenfalls zur Schule schicken. 

Flickr: World Bank/ Bart Verweij

7. Und im Erwachsenenalter haben guternährte Menschen generell mehr Energie, können diese in mehr Produktivität stecken, haben die Energie einem Job nachzugehen, Geld zu verdienen und so die Chance, den Kreislauf der Armut zu durchbrechen.

Flickr: International Institute for Environment and Development

8. Und als allübergreifender Bonus zum Schluss: mit Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln und der so eben beschriebenen Reaktionskette, können Länder mit niedrigem bzw. mittlerem Einkommen ihre Wirtschaft um 8% steigern. (Im Vergleich: laut dem DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) wächst unsere Wirtschaft pro Jahr geschätzt um 1,4%)

Flickr: jbdodane

Also, der Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln ist das Rezept für Wachstum in jeder Hinsicht.

In den kommenden Monaten werden wir immer wieder auf das Thema hinweisen und euch auf dem Laufenden halten, wie wir alle dazu beitragen können, dass jeder Mensch auf unserem Planeten Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln hat. Denn das wird langfristig für uns alle gesund sein! 

Editorial

Armut beenden

8 Schritte, wie nahrhafte Lebensmittel den Kreislauf extremer Armut durchbrechen

Ein Beitrag von Christina Nuñez