Was ist das größte Gut, das wir besitzen? Also wenn ihr mich fragt, dann wäre die Antwort: Freiheit. Ein freier Mensch zu sein bedeutet für mich, 'ich' zu sein. Ich darf sagen, denken und fühlen wie ich möchte, ohne Gefahr zu laufen, dafür verfolgt zu werden. Das ist in meinen Augen das größte Gut, für das ich aufrichtig dankbar bin. Denn ein Blick in unsere Welt zeigt, dass bei weitem nicht alle Menschen ein so großes Glück haben. Ich weiß daher meine Freiheit zu schätzen - und ich weiß die Menschen zu schätzen, die dafür gekämpft haben. Lange vor meiner Zeit.

Was Menschen großartiges bewirken können wenn Sie sich einmal zusammen getan haben und ihre Stimmen erheben, zeigt ein Blick in die Geschichte der Menschheit. Und jede einzelne dieser Geschichten beweist: Veränderung ist möglich! Wir müssen es nur wollen, unsere Stimmen nutzen und nicht nur stumm und still daneben stehen.

Die 'No-Vote' Bewegung in Chile, 1988


Ab dem ersten Tag seiner Amtszeit an, regierte General Augusto Pinochet das Land Chile mit eiserner Hand, warf jeden ins Gefängnis, der sich ihm widersetze, und machte auch vor Folter und Mord nicht halt. Der Diktator änderte sogar die Verfassung, so dass er quasi ungehindert seine Machenschaften treiben konnte. Erst im Jahr 1988 war es den Chilenen dank eines Referendums erstmalig erlaubt, darüber abzustimmen, ob sie Pinochet für weitere 8 Jahre an der Spitze sehen wollen, oder nicht. Und Überraschung, Überraschung - der erste Wahlrundgang viel derart positiv für Pinochet aus, dass die Chilenen misstrauisch wurden und auf die Straße gingen. Dank des Einsatzes des Volkes, und einem für damalige Verhältnisse außergewöhnlichen Einsatz von Fernsehwerbung und dem Slogan 'Joy is coming', fand eine erneute Abstimmung statt, in der fast 70% der Bevölkerung 'Nein' zu Pinochet sagte, und der Diktator nach sage und schreibe fast 17 Jahren im Amt abgewählt wurde.

Bann von Alkohol am Steuer in den USA, 1980

Unglaublich aber wahr: in den USA gab es bis zum Jahr 1980 so gut wie keinerlei rechtliche Konsequenzen für Trunkenheit am Steuer (ja, ich war genauso baff). Und erst als die Kalifornierin Candy Lightner die Organisation 'MADD - Mothers Against Drunk Driving (zu Deutsch: Mütter gegen Trunkenheit am Steuer) gründete (nachdem ihre 13-jährige Tochter auf tragische Weise bei einem Unfall mit einem Betrunkenen am Steuer verunglückte) gelang es besagter Organisation, ein entsprechendes Verbot zu erwirken und die allgemeine Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren - was bis heute mit Sicherheit tausenden von Menschen das Leben gerettet hat. 

Die Safran-Revolution in Myanmar, 2007

Ausgelöst durch die plötzliche Aufhebung der staatlichen Subventionen für Treibstoff und dem damit verbundenen drastischen Anstieg der Treibstoffpreise um mitunter 66 bis 100 Prozent, entwickelte sich die Safran-Revolution zu einem landesweiten Protest gegen staatliche Unterdrückung und für die Freilassung zahlreicher politisch Inhaftierter (zu denen damals unter anderem auch Friedensnobelpreisträgerin Ang San Suu Kyi gehörte). Die Proteste, die von buddhistischen Mönchen, Studenten und Frauen angeführt wurden, waren für ihr weitestgehend gewaltfreies Vorgehen bekannt. Und obwohl die Proteste seinerzeit von der Militärregierung gnadenlos niedergeschlagen wurden, so wurde der Stein ins Rollen gebracht. So wurde Ang San Suu Kyi 2010 aus ihrem Hausarrest befreit und die Militärregierung ein Jahr später abgesetzt und durch den zivilen Präsidenten Thein Sein als Staatsoberhaupt ersetzt. 

Australien spricht Aborigines Hoheitsgebietsrecht zu, 1992


In Australien wurde bis zum Jahr 1992 das Land, auf welchem die Ureinwohner Australiens für bereits tausende von Jahren lebten, als terra nullius definiert: Niemandsland. Das bedeutet, dass bis dahin Aborigines keine offiziellen Schadensansprüche an Unternehmen stellen konnten, um diese daran zu hindern, das sogenannte Niemandsland für ihre Zwecke zu missbrauchen - wie es zum Beispiel der Bergbauriese Nabalco getan hat, der das Niemandsland flächendeckend für den Kohlebergbau vereinnahmte. Dank dem unermüdlichen Einsatz von zahlreichen Aktivisten wie Eddie Nabo, konnte das Gesetz dahingehend geändert werden, dass dieses Land nun offiziell als Hoheitsgebiet der Aborigines gilt. 

Der Ford-Nähmaschinen Streik in England, 1968


Mitte der 60iger Jahre: obwohl sie die gleiche Anzahl an Stunden arbeiteten und ebenso essentiell zur Produktionskette beitrugen, wurden Frauen in der Dagenham Ford Fabrik in England im Rahmen einer Klasseneinteilung "nur" als "Klasse C-Arbeiter" eingestuft - und galten damit offiziell nicht nur als minderwertiger, sondern wurden auch wesentlich weniger bezahlt als ihre männlichen Kollegen - die allesamt als "Klasse B-Arbeiter" klassifiziert wurden. Die Frauen, deren Aufgabe es unter anderem war, Autositze zusammen zu nähen, organisierten einen geschlossenen Streik, der dazu führte, dass die Produktion in der gesamten Fabrik kurzweilig eingestellt werden musste. Dieser Streik hatte eine entscheidende Signalwirkung in Bezug auf das im Jahr 1970 verabschiedete Lohngleichheitsgesetz, in welchem zum allerersten Mal in der britischen Geschichte festgelegt wurde, dass Frauen und Männer für die gleiche Arbeit auch gleichwertig bezahlt werden müssen. 

Die Samtene Revolution in der Tschechischen Republik, 1989

Vor November 1989 drohte jedem Bewohner der damaligen Tschechoslowakei, von der geheimen Staatspolizei verfolgt, erpresst oder ins Gefängnis geworfen zu werden, sollte er es wagen, sich gegen das vorherrschende autoritäre Regime zu stellen, oder gar eine andere Meinung zu haben. Im besagtem November begannen jedoch Demonstrationen sich landesweit auszubreiten, die sich mitunter zu Massenprotesten mit 15.000 Teilnehmern entwickelten. Markenzeichen dieser Proteste war allerdings das gewaltfreie Vorgehen: Menschen klingelten mit Schlüsselbunden über ihren Köpfen, um somit symbolisch die Wende einzuläuten (daher prägt die tschechische 2-Euro Münze heute eine Glocke mit einem Schlüssel). Der Schlüsselbund avancierte somit zum Zeichen für die sanfte Revolution, die zeitnah Wirkung zeigte: die Kommunistischen Partei verlor am 29. November des gleichen Jahres ihre führende Rolle und brachte dem Land seine ersten demokratischen Wahlen.   

Die kreativen Massenproteste der Frauen in Liberia, 2003


Und diese Geschichte hier ist mein persönlicher Favorit:
Im Jahr 2003 erreichte der Bürgerkrieg in Liberia, in einem bis dahin bereits brutalen und unbarmherzigen Konflikt, seinen traurigen Höhepunkt: über 250.000 Menschen waren dem Krieg zum Opfer gefallen und tausende Kinder in Gefangenschaft, um entweder zu Kindersoldaten ausgebildet oder zwangsprostituiert zu werden. Doch eine Gruppe an Frauen, angeführt von der Sozialarbeiterin Leymah Gbowee, beschloss: Genug ist Genug! Sie begannen ihren Protest, indem sie auf einem lokalen Fischmarkt in der Stadt sangen und beteten. Bald darauf wurde WOLMAP gegründet. Die Methoden der Frauen waren genauso erfindungsreich wie effektiv: so riefen sie zum Beispiel zu einem Sex-Streik auf, bei welchem die Frauen sich so lange weigern wollten mit ihren Partnern Sex zu haben, bis der Krieg ein Ende finden würde. Bei einem öffentlichem Sitz-Streik im Präsidentenpalast in Ghana hingegen, während Abgeordnete sich zu Friedensgesprächen trafen, hinderten die Frauen diese am Verlassen des Geländes und drohten, so lange sitzen zu bleiben bis der Frieden offiziell beschlossen wurde. Der unermüdliche Einsatz der Frauen entfachte tatsächlich weitere Friedensgespräche und trug maßgeblich dazu bei, dass der bis dahin 14 Jahre andauernde Bürgerkrieg in Liberia endete. Darüber hinaus war es ebenfalls diese Gruppe an Frauen, die einen essentiellen Teil dazu beitrugen, dass die derzeitige Präsidentin Liberias, Ellen Johnson Sirleaf, als erste Frau an die Spitze des Landes gewählt wurde. 


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