Warum das wichtig ist
Extreme Armut ist mehr als nur ein Leben ohne Einkommen oder Obdach. Es kann auch bedeuten, ohne Zugang zu Bildung zu leben, unter Diskriminierung oder an Unterernährung zu leiden. Obwohl heute weniger Menschen als je zuvor in extremer Armut leben, ist es noch ein weiter Weg, bis das Ziel der Vereinten Nationen erreicht ist, extreme Armut bis 2030 vollständig zu beenden.

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Der Bericht zu den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (auch Global Goals genannt) aus dem Jahr 2019 und der Bericht der Weltbank über Armut und gemeinsamen Wohlstand aus dem Jahr 2018 liefern folgende wichtige Fakten, die zeigen, wie bedeutend der anhaltende Kampf gegen extreme Armut bis 2030 ist:

1. Extreme Armut ist definiert als ein Leben mit weniger als 1,90 Dollar pro Tag

Von extremer Armut betroffen zu sein, bedeutet laut der Weltbank, in einem Land mit niedrigem Einkommen mit weniger als 1,90 US-Dollar (etwa 1,75 Euro) pro Tag zu überleben. Da die Armutsgrenze von Nation zu Nation unterschiedlich ist  – u.a. auch abhängig von der Kaufkraft eines Landes – definiert die Weltbank extreme Armut auch als Leben mit weniger als 3,20 Dollar (etwa 2,95 Euro) in Ländern mit mittlerem Einkommen und mit weniger als 5,50 Dollar (etwa 5,10 Euro) in wohlhabenden Ländern.

Etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung leben derzeit von umgerechnet 1,90 Dollar pro Tag. Die meisten Menschen, die unterhalb der globalen Armutsgrenze leben, leben in Afrika südlich der Sahara und in Südasien – und viele von ihnen sind Kinder. Die Grundursachen der Armut sind laut der Organisation World Vision oft der fehlende Zugang zu Bildung, Diskriminierung und Ausgrenzung, schlechte Regierungsführung, Konflikte und Krisen, fehlender Zugang zu Sozialdiensten und der Klimawandel. 

2. Im Jahr 2015 lebten zehn Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut

Nach einer Schätzung der Weltbank lebten im Jahr 2015 rund 736 Millionen Menschen, also zehn Prozent der Weltbevölkerung, unterhalb der global festgelegten Armutsgrenze. Im Jahr 2013 lag die Zahl noch bei elf und im Jahr 2010 bei 16 Prozent.

Während die weltweite Armutsquote seit 1990 um 36 Prozent gesunken ist, hat sich das Tempo des Rückgangs verringert. Das neue Ziel der Agenda für nachhaltige Entwicklung für 2030 ist, dass bis zum Ende des Jahrzehnts nicht mehr als drei Prozent der Weltbevölkerung unterhalb der internationalen Armutsgrenze leben. Dieses Ziel ist durch die aktuelle Corona-Krise stark gefährdet. 

3. 413 Millionen Menschen, die in extremer Armut leben, leben in Subsahara-Afrika

In Subsahara-Afrika leben derzeit 413 Millionen Menschen (42 Prozent der Weltbevölkerung) unterhalb der Armutsgrenze und damit mehr als in jeder anderen Region. Diese Zahl ist seit 2002 deutlich gestiegen. Damals lebte in der Region weniger als ein Viertel aller von extremer Armut Betroffenen.

Im Vergleich dazu haben die meisten Regionen der Welt eine Armutsquote von unter 13 Prozent. Konflikte und Bevölkerungswachstum sind die Hauptfaktoren für diesen hohen Anteil. In vom Krieg zerrütteten Ländern wie Somalia und dem Südsudan leidet oft die Infrastruktur – institutionelle Fragilität, Vertreibung, Arbeitslosigkeit und Inflation sind die Folgen und tragen zu extremer Armut bei. Währenddessen wachsen die Haushalte in Subsahara-Afrika weiter, aber die Zahl der Familienmitglieder in der Arbeitswelt stagniert weiterhin, sodass es für viele Familien schwierig ist, über die Armutsgrenze zu steigen.

4. 79 Prozent der in extremer Armut lebenden Menschen wohnen in ländlichen Gebieten

Die Mehrheit der ärmsten Bevölkerungsgruppen der Welt lebt in ländlichen und von Landwirtschaft geprägten Gebieten, so der Bericht zu den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung aus dem Jahr 2019. Die Armutsquote auf dem Land beträgt 17,2 Prozent und ist damit mehr als dreimal so hoch wie in städtischen und vorstädtischen Regionen. Es gibt mehrere soziale, wirtschaftliche und ökologische Faktoren, die zur ländlichen Armut beitragen. So sind beispielsweise die mangelnde Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft, soziale Ausgrenzung und Diskriminierung in ländlichen Gemeinden, ein allgemeiner Verlust an biologischer Vielfalt und der Klimawandel allesamt Aspekte, die zu einer erhöhten Armutsrate in ländlichen Gebieten führen können. 

5. Von extremer Armut sind Kinder unverhältnismäßig stark betroffen

Etwa 46 Prozent der in Armut lebenden Menschen sind Kinder unter 14 Jahren. Sogar Kinder und junge Erwachsene in der Arbeitswelt im Alter zwischen 15 und 24 Jahren haben eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit unterhalb der globalen Armutsgrenze zu leben, wie erwerbstätige Erwachsene. Laut einem UNICEF-Bericht von 2016 lebten im Jahr 2013 weltweit 385 Millionen Kinder in extremer Armut. Kinder in ländlichen Regionen und in Ländern mit gewaltsamen Konflikten und politischer Instabilität sind am stärksten gefährdet.

Um Millionen von Kinder aus der Armut zu befreien, müssen Regierungen, führende Politiker der Welt und humanitäre Organisationen in frühkindliche Entwicklungsprogramme, Schulen, das Gesundheitswesen, Hygiene und Schwangerschaftsvorsorge investieren – insbesondere in Regionen mit den meisten von extremer Armut betroffenen Menschen, wie Südasien und Subsahara-Afrika.

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Ein Beitrag von Catherine Caruso  und  Maria Camila Montañez