Geht es euch ähnlich? Als Kind hab ich mir geschworen, nieeeemals bestimmte Dinge zu tun, die Erwachsene während meiner Kindheit getan haben. Zum Beispiel den Satz sagen: Schulzeit war die beste Zeit im Leben! 
Und heute ertappe ich mich hin und wieder dabei, wie ich dagegen ankämpfen muss, dass der Satz bloß nicht über meine Lippen kommt. Aber manchmal kann ich mir auch nicht helfen und höre mich sagen: so unbeschwert, wie damals in der Schule, hätt ich's doch ab und zu gern wieder.

Nun ja, so gespalten man also über die Schulzeit auch denken mag, eins steht trotzdem nahezu unumstößlich fest: hierzulande ist es selbstverständlich, dass Kinder in die Schule gehen und lesen, schreiben und rechnen lernen. Das Recht auf Bildung gehört zu den Menschenrechten und jedes Kind auf der Welt sollte ein Recht auf Bildung haben. Vor allem da in der frühen Kindheit der Grundstein für spätere Lernerfolge gelegt wird, was einen jeden darin unterstützen kann, im Erwachsenenalter beruflich erfolgreicher zu sein.  

Doch weltweit haben bei weitem nicht alle Mädchen und Jungen die Möglichkeit zur Schule zu gehen. Eine gemeinsame Studie des UNESCO Instituts für Statistik (UIS) und der Organisation Education for All Global Monitoring Report (EFA GMR) brachte erschreckende Zahlen ans Tageslicht: zu Beginn des Jahres 2014 besuchten 124 Millionen Kinder und Jugendliche keine Schule - Tendenz steigend, sollte sich nicht bald etwas ändern. 124 Millionen - das ist mehr als die GESAMTE Einwohnerzahl Deutschlands, Belgiens und Hollands zusammen genommen!!

Den Daten der UIS zufolge haben 59 Millionen Kinder und 65 Millionen Jugendliche keine Möglichkeit auf Bildung. Aber was mich bei weitem mehr erschüttert, ist, dass viele dieser Kinder und Jugendliche niemals die Möglichkeit haben werden, überhaupt eine Schule zu besuchen. So schätzt die UIS, dass etwa die Hälfte aller Kinder in Subsahara-Afrika, die momentan nicht zur Schule gehen, auch niemals ein Klassenzimmer betreten werden. Niemals!

Eines der Hauptprobleme dieser Bildungsbarriere ist die anhaltende Benachteiligung von Mädchen: 80% der Mädchen in Süd- und Westasien, die momentan nicht in die Schule gehen, werden das wahrscheinlich auch niemals tun— bei Jungen liegt diese Zahl weit niedriger bei gerade mal 16%.

Konflikte und Kriege

Was anhand dieser Studie sehr deutlich wird, sind die Folgen die Kriege und Konflikte auf Bildung haben. Kurz gesagt: Konflikte stehen den weltweiten Bildungschancen im Weg. Und der Bürgerkrieg in Syrien ist ein ernüchterndes Beispiel dafür: Vor dem Konflikt war fast jedes Kind in einer Grundschule angemeldet, doch im Jahr 2013 gingen etwa 1.8 Millionen Kinder und Jugendliche nicht mehr in die Schule. Es dauerte nur 2 Jahre, bis der Bürgerkrieg alle Fortschritte der Bildung, die seit Beginn des Jahrtausends in Syrien erreicht wurden, ausradierte.

Ungenügende Finanzierung

Der Bericht weist einige erschreckende Zahlen und Fakten auf und die andauernden Konflikte weltweit erschweren die Möglichkeit auf ein universelles Bildungssystem. Jedoch sind Armut, Krisen und Konflikte nicht die einzigen Gründe, warum es noch nicht gelungen ist, mehr Kinder Zugang zu Bildung ermöglichen. Generell ist die Investition in Bildung auf der Prioritätenliste nach unten gerutscht ist. Zwar sind die staatlichen Ausgaben für Bildung in den Entwicklungsländern in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Unterstützung aus den Industrieländern ist allerdings zurückgegangen. Zwischen 2012 und 2013 haben die Hälfte aller Geldgeber ihre Investitionen in Bildung reduziert.

Unter anderem geht aus der Studie hervor, dass die finanzielle Unterstützung momentan nicht dort ankommt, wo sie am nötigsten ist. In 2013 kam nur ein Drittel der Entwicklungshilfe für Bildung den ärmsten Ländern zugute.

Mehr Geld, um die Bildungslücke zu schließen

Es muss also gehandelt werden! Dem Bericht zufolge wird pro Jahr die 6-fache finanzielle Unterstützung benötigt, um die jährliche Bildungslücke von 35 Milliarden Euro (39 Milliarden US Dollar) zu schließen. Denn nur so kann eine universelle Vorschul-, Grundschul- und Sekundärbildung der Unterstufe ermöglicht werden, wie auch universeller Zugang zu Sekundärbildung der Oberstufe bis 2030 in Ländern mit geringem und unterem mittleren Einkommen— kurz gesagt: was für uns selbstverständlich ist, soll in Entwicklungsländern endlich möglich gemacht werden.

Und wir wissen, Fortschritt ist machbar! Die Zahl der Kinder im Grundschulalter, die zwischen 1999 und 2011 keine Schule besuchten, ist von 108 Millionen auf 57 Millionen gesunken – ein riesiger Fortschritt. Dennoch hat sich in den vergangenen Jahren die Entwicklung extrem verlangsamt, was nun wieder angekurbelt werden muss. Wir müssen uns nun dafür einsetzen, dass die Entscheidungen der Entwicklungsfinanzierungskonferenz in Addis Abeba und die neuen nachhaltigen Entwicklungsziele, die im September in New York bei der UN-Generalversammlung vorgestellt werden, Hand in Hand gehen, damit die Ziele in Sachen Bildung auch erreicht werden. Denn Bildung ist Macht, Leben zu verändern. Für viele Kinder ist sie ein erster Schritt aus der Armut in ein besseres Leben.

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Wir haben noch viel zu tun, um jedem Kind eine Schulbildung zu ermöglichen

Ein Beitrag von Saskia Vallendar