Dominique Faget/AFP/Getty Images

Liebe Welt,
ich weiß nicht genau, was schiefgelaufen ist, aber es scheint einige schwerwiegende Missverständnisse zum Thema Ebola zu geben.
Daher lass uns mal einige Punkte ein für alle mal klarstellen...

Mythos #1: Man kann sich über die Luft anstecken

Bildnachweis: BBC News

Vor einigen Wochen hat dieses Bild die sozialen Medien in den Wahnsinn getrieben. Nachrichtenagenturen zeigten einen Ebola-Patienten, fünf gut geschützte medizinische Fachkräfte in Schutzanzügen und einen offensichtlich "absolut Verrückten" in ganz normaler Kleidung und einem Klemmbrett unter'm Arm. Und bald ging die Fragerei los…

Und erhielten nicht wirklich Unterstützung von den US Medien...

Der Mann mit dem Klemmbrett (#ClipboardMan) schlug Wellen auf Twitter, da alle in Panik gerieten und versuchten, seine Identität ausfindig zu machen.

Leute - wir wissen es. Ebola wird nicht über die Luft übertragen. Man kann sich nur über direkten Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten wie Blut, Erbrochenem, Speichel, Sperma und Fäkalien anstecken. Wie ein Buzzfeed Reporter formuliert…

Also, wer war der berüchtigte Mann mit dem Klemmbrett? Wie sich heraus stellte, ist die Sicht aus einem Schutzanzug heraus ziemlich beschränkt. Der Mann mit dem Klemmbrett war ein Überwacher des medizinisches Protokolls, dessen Aufgabe es war, die medizinischen Fachkräfte aus der Nähe zu beobachten und sicherzustellen, dass diese nicht stolpern oder Flächen berühren, die sie nicht berühren dürfen. Er kann keinen Schutzanzug tragen, sonst wäre seine Aufgabe sinnlos und Ebola würde sich noch wahrscheinlicher ausbreiten.

Mythos #2 : In jedem afrikanischen Land gibt es Ebola

Bildnachweis: Antony England/@EbolaPhone

Ich weiß - diese Landkarte ist verrückt, oder?! Ich dachte es wäre weit mehr verbreitet als hier gezeigt, so wie in den Medien darüber berichtet wird. Diese Karte zeigt die Realität - nur eine winzige Anzahl afrikanischer Nationen ist aktuell betroffen.

Wenn dies nur die westlichen Medien ein bisschen falsch verstehen würden, würde ich das nicht so beachten. Aber tatsächlich bewirkt dieser Irrglaube, dass große Teile des afrikanischen Kontinents leer ausgehen. Kenia liegt in Ostafrika, tausende von Meilen von den betroffenen Nationen entfernt und es gab bisher keine Ebola- Fälle. Dennoch hat in den USA die Universität von Mexiko eine Reise von 24 Studenten gestrichen, die nach Kenia reisen wollten um in verschiedenen Gesundheitsprojekten zu arbeiten.

Ebenso hat es noch keinen Ebola- Fall in Zimbabwe gegeben, aber das Land hat ca. 6 Millionen Dollar an Einnahmen beim Tourismus verloren, da die Menschen Angst haben und beschließen, nicht zu reisen. Laut Weltbank leben 72% der Menschen in Zimbabwe in Armut und es versteht sich von selbst, dass das Letzte, was ein Entwicklungsland brauchen kann, eine Kürzung seines Einkommen und der internationalen Unterstützung ist. Die größte Gefahr, die Ebola für Afrika darstellt, ist keine medizinische, sondern die Klischees, die so verewigt werden. Tapp' nicht in diese Falle - mach Dir bewusst: Afrika ist riesig!

Mythos  #3 : Jeder Afrikaner und jeder, der in Afrika war, hat Ebola

Amadou,11, und Pape, 13, mit ihrem Vater Ousame Drame. Die Jungs wurden in ihrer Schule wegen Ebola schikaniert .Bildnachweis: NY Daily News/ Norman Y. Lono

Letzte Woche wurde berichtet, dass zwei Schuljungen in New York geschlagen, ausgeschlossen und von anderen Kindern verbal attackiert wurden, indem diese „Ebola“ grölten. Warum? Weil die Jungs, obwohl in den USA geboren, im Senegal aufgewachsen waren und vor kurzem immigriert sind. Nach dem Angriff wurden sie beide “eiligst mit ernsthaften Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.“ Der jüngere war gerade 11.

Es hat bisher erst einen Ebola-Fall im Senegal gegeben. Es wurde am 17. Oktober 2014 für Ebola-frei erklärt und seine Eingrenzungsmethoden gelten als Modell für andere Länder. Der Vater der Jungen, Ousame Drame, ist nicht wütend auf die anderen Schüler, sagte aber „sie wissen nichts. Sie sind Babys.“ Und er hat recht - das waren Kinder, die den Angriff getätigt haben. Aber Kinder folgen dem Beispiel der Eltern und leider gibt es viele von denen.

Letzte Woche kehrte eine Krankenschwester aus Sierra Leone in die USA zurück. Sie hatte keine Ebola- Symptome, wurde aber dennoch gegen ihren Willen und ohne Vorwarnung 3 Tage unter Quarantäne gestellt, in einem Zelt ohne Heizung, Dusche oder WC. In Großbritannien wurde einem Studenten aus Sierra Leone von zwei verschiedenen Vermietern die Unterkunft verweigert, als denen dessen Nationalität klar wurde. Er sagte gegenüber dem BBC „Wenn man glaubt, dass jeder aus Sierra Leone infiziert ist, ist das vollkommen unfair.“

Ich neige dazu, ihm zuzustimmen. Eines der am stärksten von Ebola betroffenen Länder ist Liberia, wo es zu 6535 Fällen und 2413 Todesfällen kam. (Stand vom 29.Oktober 2014). Die Einwohnerzahl von Liberia  beträgt aber 4,29 Millionen. Das heißt, dass nur 0,001% der Bevölkerung mit Ebola infiziert war. Selbst wenn ein Liberianer in ein westliches Land reisen würde, wäre die Infektionswahrscheinlichkeit sehr gering. Ja, wenn jemand Symptome hat, sollte er sofort ein Krankenhaus aufsuchen und isoliert werden, wenn dies aufgrund ärztlicher Einschätzung erforderlich ist. Aber wir können nicht jeden unter Quarantäne stellen, ausgrenzen und über einen Kamm scheren der das Land kürzlich besucht hat, wenn er vollkommen gesund ist. Das ist einfach nicht in Ordnung.

Mythos #4 : Es ist cool, Witze über Ebola zu machen

Seit dem Ausbruch von Ebola verbreiten sich Ebola-Witze wie Viren (siehst Du, was ich gemacht habe?). Angefangen bei dem Mann, der während eines Flugs witzelte, er habe Ebola,- und schließlich nach der Landung von vier Beamten in Schutzanzügen abgeführt wurde - bis zu dem Haufen an Witzen, Wortspielen und Memen, die seitdem entstanden sind, scheint das Virus für einen lockeren Witz gut zu sein.

Also, ich mag Witze und Humor ist ein guter Weg, mit Katastrophen fertig zu werden. Aber wenn Tweets wie der folgende auf meinem Newsfeed erscheinen...

WENN DU IN REIHE Z SITZEN WÜRDEST
UND ALLE AFRIKANER WÄR´N TOT,
DAS IST EBOLA
#EbolaFootballChants

…geht das zu weit. Stell dir den Aufschrei vor, wenn jemand den Trend begonnen hätte #KrebsFußballLieder. Ebola hat fast 5000 Leben in Westafrika gekostet und Tausende mehr zurückgelassen, die um ihre Angehörigen trauern. Nur weil die betroffenen Menschen sehr weit weg leben, bedeutet das nicht, dass man über ihr Leben und ihren Schmerz Witze machen kann. 

Boston.com hat in einer sehr wirksamen Darstellung zusammengefasst, warum es nicht in Ordnung ist – sie haben reale Tweets genommen (die Namen unkenntlich gemacht) und diese mit Photos der Ebola-Krise verbunden. Schau mal.

„Jetzt wo Ebola so nah ist, muss ich zugeben, dass ich es immer noch zum Brüllen finde“. 

Bildrecht: Boston.com

„Deine Alte ist so hässlich, dass der #Ebola-Virus Schiss hat, sie sich zu holen. #Ebola-Jokes

Bildrecht: Boston.com

„Wähl Code „Afrika“ für 10 % Rabatt auf #Ebola. #JK.

Bildrecht: Boston.com

Mythos #5: Ebola ist im Augenblick die größte Bedrohung für die öffentliche Gesundheit

Ebola mag unsere Schlagzeilen beherrschen, aber es ist wirklich, wirklich nicht das größte Problem. Wenn Du um Deine Gesundheit besorgt bist, denk daran, dass es wahrscheinlicher ist, dass der durchschnittliche Amerikaner durch einen Bienenstich getötet wird, statt sich mit Ebola anzustecken. Dagegen führt dieser Artikel in The Guardian auf, dass weltweit 500.000 Menschen im nächsten Jahr an Influenza, der gewöhnlichen Grippe, sterben werden. Tausende davon in Großbritannien und den USA.

Wenn Du darüber betroffen bist, dass in Westafrika Mütter an diesem Virus sterben, Kinder zu Waisen werden, Volkswirtschaften zum Stillstand kommen und Gesundheitssysteme zusammenbrechen, - dann unterzeichne bitte unsere Petition, die Regierungschefs dringend auffordert, Ebola zu beenden. Spende Organisationen, die gegen Ebola angehen. Sprich mit Freunden über das wahre Problem – die tausenden von Menschen, die aufgrund dieses schrecklichen Virus leiden und dem Unvermögen ihres Gesundheitssystems, damit umzugehen.

Haupttodesursachen in Afrika
HIV/AIDS
Infektion der unteren Atemwege
Durchfallerkrankungen
Malaria
Schlaganfall
Komplikationen durch Frühgeburt
Geburtsasphyxie und Geburtstrauma
Ischämische Herzerkrankungen
Protein-Energie-Mangelernährung
Meningitis
Tuberkulose
Verkehrsunfall
Neonatale Sepsis und Infektion
Erkrankungen der Mutter
Genetisch bedingte Anomalien
Leberzirrhose 
Gewalt durch andere
Feuer, Hitze und heiße Substanzen
Endokrine, Immunerkrankungen
Ebola

Bildrecht: Vox

Und was immer du getan hast um zu helfen, bitte vergiss nicht, dass es viele weitere Probleme gibt die unsere Aufmerksamkeit benötigen. Bis jetzt sind fast 5000 Menschen durch die Ebola-Krise gestorben. In der Zwischenzeit werden mehr als eine halbe Million an HIV/AIDS sterben. Diarrhoe – diese eklige Sache, die wir im Westen hauptsächlich nach einem schlechten Essen erleben – tötete 2012 mehr als eine halbe Million Menschen in Afrika. EINE HALBE MILLION. Also mir bereitet das Unbehagen, und während Ebola natürlich jetzt meine Aufmerksamkeit hat, finde ich, sollten wir auch diese weniger bekannten, aber viel weitreichendere Tragödien, die jeden Tag passieren, angehen. 

Mythos #6: Es dient als sexy Verkleidung

Screenshot von BrandsOnSale

Also. Ich liebe Halloween und jedes Jahr mache ich mich auf die Jagd nach einer größeren und besseren Verkleidung – origineller als sich bloß ein Bettlaken über den Kopf zu ziehen und Gespenst zu spielen. Aber wenn Du versucht bist die aktuelle Ebola-Epidemie als Inspiration für eine witzige Verkleidung zu nutzen, dann LASS ES. Das ist NICHT kreativ, sondern geschmacklos. NICHT schlau, sondern grausam. 

Es ist nicht in Ordnung, es auf die leichte Schulter zu nehmen, wenn Tausende an dem Virus gestorben sind, während Angehörige ihre Verluste betrauern und versuchen, die Situation in den Griff zu bekommen. Es ist nicht in Ordnung, es auf die leichte Schulter zu nehmen, wenn Mitarbeiter der Gesundheitsfürsorge ihr Leben riskieren, während andere um ihres kämpfen. Es ist einfach nicht in Ordnung. Es gibt so viele tolle Verkleidungen, die man sich aussuchen kann – lass uns bitte alle stattdessen eine von denen nehmen. Und wenn Du wirklich den Drang, etwas zu erstehen das mit Ebola zu tun hat, nicht widerstehen kannst, dann geh auf morethanacostume.com wo Du für echte Ebola Schutzausrüstungen für Gesundheitsmitarbeiter, die gegen die Krise kämpfen, spenden kannst.

Mythos #7: Die beste Art sich zu schützen ist ein selbstgemachter Schutzanzug

Dafür gibt es keine Worte – nur LOL

Mythos #8: Afrikaner sind hilflos

Wenn Du wirklich versucht warst zu glauben, dass dieses Gerücht wahr ist -dass Afrikaner einfach untätig herumsitzen und auf unsere Hilfe warten– dann glaube ich, werden dich diese Jungs hier vom Gegenteil überzeugen. Guck Dir diese neun unglaublichen Männer aus Monrovia, Liberia an, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um ihrer Gemeinschaft zu dienen. Mein Lieblingsaugenblick? Guck bis 1:30.

Ich glaube, dass es unsere Verantwortung als Mensch ist, anderen zu helfen, wo wir können. Aber es sind nicht nur die heldenhaften Westler, die helfen, gegen diese Krise zu kämpfen (obwohl es auch von denen viele gibt). Westafrikaner, die von dieser Krise betroffen sind, kämpfen mit all ihrer Stärke und ihren Möglichkeiten, diese niederzuschlagen, auf dieselbe Weise wie wir es täten, wenn unsere Lieben leiden würden.

(P.S. Dieses Video kommt von More Than Me, einer unglaublichen Organisation, die daran arbeitet, Ebola in Liberia ein Ende zu bereiten. Guckst dir an!)

Mythos #9: Ein Verbot von Flügen aus betroffenen Nationen bringt alles in Ordnung

Bildrecht: Mladen Antonov/AFP/Getty Images

Okay, ich gebe zu, es hat einen leichten Reiz, die Flüge zu verbieten. Wenn niemand reinkommen kann, kann auch das Virus nicht reinkommen. Nicht wahr? Aber als ich mir das noch mal durch den Kopf gehen ließ, wurde mir klar, dass das Verbot von Flügen eine Menge Nachteile hat, vor allem aber dass es nicht funktioniert. 

Es sind nicht nur ein paar Verrückte, die das sagen – die Centers For Disease Control (CDC) glauben, dass ein Flugverbot es tatsächlich schwieriger machen würde zu identifizieren, wer das Virus in westliche Länder bringen könnte. 

Der einzige Weg für eine Lösung dieser Krise ist, die Ausbreitung von Ebola in Westafrika zu stoppen. Wenn wir Ebola dort unter Kontrolle bekommen, ist das Risiko, dass das Virus je westliche Bevölkerungen befallen wird, minimal. Ein Flugverbot macht es faktisch schwieriger den Ausbruch zu kontrollieren. Es erschwert Hilfskräftem in betroffene Gebiete zu gelangen und fügt der westafrikanischen Volkswirtschaft Schaden zu. Die letzte Sache, die wir jetzt gebrauchen können, sind weniger Ärzte und Krankenschwestern in betroffenen Regionen. 

Eine Aufrechterhaltung des Flugverkehrs ist besser für die Bevölkerung Westafrikas und auch besser für uns – TATSACHE.

Mythos #10: Wenn eine infizierte Person in unser Land kommt, werden wir alle Ebola kriegen.

QUIZ: HAST DU EBOLA?
1.    Hast Du das Erbrochene, das Blut, den Schweiß, den Speichel, den Urin, die Fäkalien von jemandem, der vielleicht Ebola haben könnte, berührt?
NEIN
    Du hast kein Ebola.

Bildrecht: Vox

Ich gebe zu – ich hatte diesen hypochondrischen Augenblick, in dem ich mich ein bisschen komisch fühlte, meine Symptome googelte und innerhalb von 30 Sekunden überzeugt war, dass ich an einer schrecklichen Krankheit sterben werde. Dann kam ich runter, fand etwas Abstand und mir wurde klar, dass ich wahrscheinlich lediglich einige Schmerztabletten nehmen und früh ins Bett gehen müsste. 

Ich finde dieses Diagramm besonders nützlich, um mir selber zu versichern, dass es absolut unmöglich ist, dass ich Ebola haben könnte – weder jetzt noch wenn eine infizierte Person in mein Land kommt. Außer Du kommst wirrrrklich in Kontakt mit jemandem, der Ebola-Symptome hat, kannst du dich nicht mit dem Virus anstecken. Deshalb sind die meisten Menschen, die sich bisher angesteckt haben entweder Mitarbeiter im Gesundheitswesen oder Angehörige von Ebola-Opfern. Bei der Pflege der Kranken wischen sie freiwillig Erbrochenes, Blut, Schweiß und andere potenziell gefährliche Körperflüssigkeiten auf. Sie tragen das Risiko, nicht wir, und wir sollten großen Respekt vor der Tatsache haben, dass sie ihre eigene Gesundheit riskieren, um anderen zu helfen und um die weitere Ausbreitung des Virus zu stoppen. 

Mythos #11: Wir können nichts tun um zu helfen

Es ist einfach zu denken, dass das Problem so weit weg und so umfangreich ist, das es nichts gibt das wir tun können um Einfluss zu nehmen. Allerdings gibt es viele Organisationen, die großartige Fortschritte machen, den Ebola-Ausbruch zu beenden und sie benötigen jede Hilfe, die wir ihnen geben können. Entweder indem du deine Stimme durch Unterzeichnen der Petition nutzt, um Regierungschefs dazu zu drängen, gegen das Virus anzugehen, oder einer glaubwürdigen Organisation etwas spendest oder hilfst, die wahren Fakten über Ebola zu verbreiten. Wir können alle etwas tun. Wie die Präsidentin von Liberia, Ellen Johnson Sirleaf, sagt: „es ist die Pflicht von uns allen als Weltbürger, ein Zeichen zu setzen, dass wir nicht Millionen von Westafrikanern im Kampf gegen einen Feind alleinlassen, den sie nicht kennen und gegen den sie wenig auszurichten haben“. Es ist unsere Verantwortung zu handeln.

Editorial

Armut beenden

11 Missverständnisse und Fehldarstellungen rund um Ebola

Ein Beitrag von Zoe Kelland