Fakt: Bildung gehört zu den wichtigsten Mitteln wenn es um die Bekämpfung extremer Armut geht. Punkt.
Und dennoch ist das Thema Bildung im Vergleich zu anderen Themen im Kampf gegen extreme Armut mehr und mehr in den Hintergrund gerückt. So haben beispielsweise viele Gesundheitsinitiativen in der Vergangenheit enorme Aufmerksamkeit bekommen und waren dadurch in der Lage, entsprechend große Fortschritte auf dem Gebiet zu machen. An genau solchen Beispielen kann man sehen, was alles erreicht werden kann, wenn sich die internationale Gemeinschaft zusammenschließt und die entsprechende Unterstützung zur Verfügung stellt.

Versteht mich bloß nicht falsch, ich will damit nicht sagen, dass Gesundheitsinitiativen nicht ebenfalls enorm wichtig sind oder dass wir unsere Aufmerksamkeit jetzt von diesem Themenschwerpunkt abziehen sollten.
Ganz im Gegenteil. Was ich sagen will ist, dass Bildung mindestens einen ebenso wichtigen Teil zur Beendigung extremer Armut beiträgt und daher auch diese weltweite Aufmerksamtkeit und Entschlusskraft braucht, um erfolgreich zu sein.

Ich habe mal 10 Gründe zusammen getragen, warum die Welt dem Thema Bildung mehr Aufmerksamkeit widmen sollte, damit sich in diesen Bereichen zeitnah etwas bewegt.

1. Grundschulen: die einfachste Grundausstattung fehlt - von Materialien bis hin zu Lehrern

Flickr: John Appiah Duffell

Viele Hilfsprogramme haben sich das Ziel gesetzt, mehr Kindern weltweit den Zugang zu einer Grunschule zu ermöglichen. Das ist definitiv ein großartiges Ziel, aber wenn besagte Grundschulen weder über eine Tafel, noch Kreide, Tische, Bücher oder sogar einen Lehrer verfügen, bringt auch eine Grundschule nichts. Kurzum: besseren Zugang zu einer Schule bedeutet auch, mehr Schulen!

2. Über 59 Millionen Kinder haben immer noch keinen Zugang zu Bildung

Flickr: World Bank

Das bekannte Dilemma: was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Selbst wenn es eine Schule mit entsprechender Ausstattung und einem Lehrer gibt, sind bei weitem noch nicht alle Kinder berechtigt, besagte Schule zu besuchen. Sei es, weil sie das 'falsche' Geschlecht haben (in vielen Ländern ist Mädchen der Zugang zu einer Schule schlichtweg verboten) oder sei es, weil die Eltern sich die Schulgebühren nicht leisten können.
Obwohl inzwischen mehr Kinder als je zuvor eine Schule besuchen, ist die Zahl derjenigen, die es nicht tun, immer noch viel zu hoch.

3. Es ist nicht genug Bildung für alle da

Flickr: Global Partnership for Education

Oft werten wir den Besuch einer Schule bereits als Zeichen für Fortschritt, leider ist das in einigen Fällen allerdings nur die halbe Wahrheit. In Ländern wie zum Beispiel Malawi hat der rapide Anstieg an Schülern zu einem starken Mangel an Klassenräumen, Büchern und ausgebildeten Lehrern geführt. Mit Klassen in der Größe von über 70 Schülern ist ein gleichmäßiges und förderndes lernen und lehren daher fast unmöglich. Ein daraus resultierendes Ergebnis: 250 Millionen Kinder können nicht lesen und schreiben, wenn sie in die 4. Klasse kommen.

4.  An vielen Schulen fehlt sauberes Wasser sowie sichere & saubere Toiletten

Flickr: SuSanA Secretariat

Besonders für Mädchen ist das ein enorm großes Problem. Laut UNESCO kommt jedes zehnte Mädchen nicht in die Schule wenn sie ihre Periode hat, da es dort keine saubere und sichere (oder überhaupt eine) Toilette gibt, die sie benutzen kann. Abgesehen von dem Unterrichtsstoff, den diese Mädchen regelmäßig verpassen, ist eine häufige Langzeitfolge, dass diese Mädchen letztendlich der Schule ganz fernbleiben. 

5. Den Möglichkeiten einer höheren Schulbildung wird viel zu wenig Beachtung geschenkt

Flickr: UK Department for International Development

Zugegeben, vor 15 Jahren wäre eine höhere (im Sinne von: weiterführende) Schulbildung für alle wahrscheinlich noch unrealistisch gewesen, aber dem ist heute nicht mehr so. Abgesehen von der Notwendigkeit, allen Kindern eine grundlegende Schulbildung zu ermöglichen, sollten auch die Chancen auf eine höhere Schulbildung bis hin zum Universitätsabschluss mehr in den Fokus rücken.

6. Bildung für ALLE - das schließt Mädchen ausdrücklich mit ein

Flickr: World Bank

Wer die Global Citizen Webseite aufmerksam verfolgt, wird nicht umher kommen, über dieses Thema und diese Forderung zu stolpern. Nicht nur sollte jedem Mädchen weltweit das Recht auf Schulbildung zugesprochen werden, auch die Vorteile liegen klar auf der Hand: gut ausgebildete Mädchen verbessern das soziale und ökonomische Wohlergehen eines Landes, die Kindersterblichkeitsrate sinkt und die Wahrscheinlichkeit, dass die kommende Generation eine Schule besucht, steigt enorm. In der Tat gibt es Belege dafür, dass Länder mit einer niedrigen Geschlechter-Ungleichheit ein höheres Wirtschaftswachstum aufweisen.

7. Mädchen mit bereits einem Jahr mehr Schulbildung verdienen wesentlich mehr Geld

Flickr: World Bank

Mädchen, die allein ein Jahr länger eine Schulbildung genießen, können Studien zufolge eine Steigerung ihres künftigen Einkommens bis zu 25% erreichen. Und nicht nur das: bei Frauen die gut ausgebildet sind, sinkt die Kindersterblichkeitsrate ihrer Nachkommen bei Kindern unter 5 Jahren um die Hälfte. Solche Zahlen sind von enormer Bedeutung.

8. Mädchen mit Schulbildung führen ein selbstbestimmteres Leben

Flickr: Michal Huniewicz

Genau so sieht's aus. Mädchen, die eine Ausbildung genossen haben, haben ein höheres Bewusstsein für den eigenen Körper, die eigenen Möglichkeiten und die eigenen Ambitionen. Was für uns vielleicht von vornherein logisch klingt, bedeutet in Ländern, in denen Mädchen bei weitem nicht die gleichen Rechte wie Männer genießen: weniger verfrühte Schwangerschaften, weniger Zwangsehen und weniger Kinderehen.

9. Kinder ohne Schulbildung: gefährliche & unterbezahlte Jobs, Sklaverei oder frühe (Zwangs-)Heirat

Flickr: Robert Scoble

Laut Statistiken der Weltbank ist die Chance, dass ein Mädchen vor dem 18. Lebensjahr (ver)heiratet (wird) in Entwicklungsländer dreimal so hoch. Schulbildung könnte das ändern (siehe Punkt 9)

10. Bildung fördert 'selber denken' und reduziert die Chance auf Manipulation

Flickr: Marlon Dias

Das gilt eigentlich für jeden Menschen auf diesem Planeten: wer Bildung genossen und die Fähigkeit des Reflektieren erlernt hat, besitzt die Fähigkeit, sich ein eigenes Bild von einer Situation zu machen. Nicht nur in der heutigen Zeit unabdingbar.

11. Investitionen in Bildung sind IMMER eine Investition in die Zukunft

Flickr: UN Photo/ Kibae Park

Und last but not least: wie man es auch drehen und wenden will, Bildung hat letztendlich nur Vorteile. Angefangen bei dem unglaublichen Mehrwert für einen jeden Einzelnen, bis hin zu den positiven Auswirkungen auf die Wirtschaft eines Landes - Bildung hat langfristig gesehen Einfluss auf jeden Bereich unseres Lebens. Egal in welchem Land.

Sich hier und jetzt für Bildung einsetzen und die Initiative 'Global Partnership' unterstützen, die nicht nur weltweite Aufmerksamkeit für das Thema fordert, sondern auch eine entsprechend finanzielle Unterstützung zur Umsetzung.

Editorial

Armut beenden

Warum wir jetzt mehr in Bildung investieren müssen

Ein Beitrag von Christina Nuñez