Kinder in Entwicklungsländern müssen viele Hindernisse überwinden, um eine gute Schulbildung zu bekommen. Manche sind ganz offensichtlich – zum Beispiel wenn es einfach keine Schule gibt. Andere hingegen sind subtiler, wenn etwa Lehrer*innen unterrichten, die nie eine Ausbildung genossen haben.

Die Hindernisse zu kennen, ist die Voraussetzung, um an Lösungen arbeiten zu können. Das tut unter anderem die Globale Bildungspartnerschaft (GPE). Sie ist ein globaler Zusammenschluss von über 65 Entwicklungsländern und 20 Geberländern. GPE arbeitet daran, dass alle Kindern weltweit eine Grundschule besuchen können.

Wir werfen nun einen Blick auf die Liste der zehn wesentlichen Bildungsbarrieren und die passenden Lösungen.

1. Finanzierungslücken für Bildung. Oder: Es fehlt an Geld!  

Girls walk to an UNRWA school for the first day school year in Gaza City, Aug. 29, 2018. Hundreds of thousands of Palestinian children are starting their school year in the Gaza Strip amid a major budget crunch for the UN agency that funds many schools.
Girls walk to an UNRWA school for the first day school year in Gaza City, Aug. 29, 2018. Hundreds of thousands of Palestinian children are starting their school year in the Gaza Strip amid a major budget crunch for the UN agency that funds many schools.
Image: Felipe Dana/AP

 aus Äthiopien zeigt, dass es schon Fortschritte gibt.

6. Das „falsche“ Geschlecht haben

A Pakistani girl lines up among boys for their morning assembly where they sing the national anthem at a school in Islamabad, Pakistan, on Oct. 11, 2013. In Pakistan, the Taliban stops more than 25 million children from going to school.
A Pakistani girl lines up among boys for their morning assembly where they sing the national anthem at a school in Islamabad, Pakistan, on Oct. 11, 2013. In Pakistan, the Taliban stops more than 25 million children from going to school.
Image: Anja Niedringhaus/AP

Das Geschlecht ist immer noch eines der wesentlichsten Ursachen dafür, dass bestimmten Kindern Bildung verwehrt wird. Trotz jüngster Fortschritte in der Bildung von Mädchen: Eine ganze Generation junger Frauen wurde abgehängt. Über 100 Millionen junge Frauen in den Entwicklungsländern sind nicht in der Lage, einen Satz zu lesen. Zumindest einem von fünf heranwachsenden Mädchen auf der Welt wird der Zutritt zur Bildung durch die alltäglichen Realitäten von Armut, Streit und Diskriminierung verwehrt. Die Armut zwingt viele Familien dazu, ein Kind auswählen zu müssen, das in die Schule geschickt werden kann. Mädchen scheiden dann oft aus, getreu dem Glauben, dass es weniger Wert hat, ein Mädchen auszubilden als einen Jungen. Stattdessen werden sie zur Arbeit geschickt oder im Haus behalten, um nach den Geschwistern zu sehen und Hausarbeit zu verrichten.

Seit der Gründung hat GPE 38 Millionen Mädchen geholfen, eine Schule zu besuchen. 64 Prozent der Entwicklungsländer, die GPE unterstützt, haben mittlerweile ungefähr gleich viele Mädchen und Jungen, die einen Grundschulabschluss schaffen.

7. Krieg und Konflikte

First-grade students attend a basement school in besieged East Ghouta, Rural Damascus in the Syrian Arab Republic.
First-grade students attend a basement school in besieged East Ghouta, Rural Damascus in the Syrian Arab Republic. Here, the children work together at desks while colourful paintings and cartoons decorate the walls.
Image: Amer Al Shami/UNICEF

Es gibt viele Opfer in jedem Krieg, das Bildungssystemwird wird oft völlig zerstört. Das scheint zwar klar und einfach, dennoch können Kriegseinflüsse nicht überschätzt werden. Laut Unicef lebten 2017 ungefähr 50 Millionen Kinder weltweit in Kriegsgebieten und können deshalb nicht (regelmäßig) zur Schule gehen. Konflikte behindern Regierungen in ihrer Funktion, Lehrer und Schüler fliehen oft aus ihrem Zuhause, die Kontinuität des Lernens ist oft tief zerrissen. Beunruhigend ist, dass Bildung bis jetzt in der humanitären Hilfe in Krisengebieten nur eine sehr geringe Rolle spielt - nur 1,4 Prozent der humanitären Hilfen wurden im Jahre 2012 für die Bildung aufgewandt. 

Seit ihrer Einrichtung hat Global Partnership 61 Prozent ihrer Gelder an Staaten fließen lassen, die durch Kriegshandlungen stark geschwächt sind. Von den 29 Millionen Kindern, die die GPE hofft, zwischen 2015 und 2018 auf eine Schule schicken zu können, leben 23 Millionen in eben diesen kriegsgeschwächten Ländern.

8. Entfernung zwischen Zuhause und Schule

Two girls walk back home after attending an ad-hoc learning center set up in a local mosque in Srinagar, Indian controlled Kashmir on Oct. 20, 2016.
Two girls walk back home after attending an ad-hoc learning center set up in a local mosque in Srinagar, Indian controlled Kashmir on Oct. 20, 2016.
Image: Dar Yasin/AP

Für viele Kinder in der Welt ist ein Schulweg von bis zu drei Stunden nichts ungewöhnliches. Allerdings wird ein solcher Schulweg für einige Kinder, zum Beispiel für Kinder mit einer Behinderung oder für diejenigen, die an Unterernährung oder Krankheiten leiden, zu einer nahezu unmöglichen Hürde. Das gilt auch für die Kinder, die zu Hause bleiben müssen, weil sie dort ihrer Familie im Haushalt oder auf dem Feld helfen müssen.
Stell dir vor, du müsstest dich jeden Morgen hungrig um 5 Uhr früh auf den Schulweg machen und kämest abends nicht vor sieben Uhr nach Hause. Viele Kinder, besonders Mädchen, sind außerdem anfällig für gewaltvolle Übergriffe auf ihrem langen Weg in die Schule. 

Indem man in neue Schulen und mehr Schulen investiert, trägt Global Partnership for Education dazu bei, die Entfernungen zu reduzieren, die Kinder oft auf dem Weg in eine ordentliche Schule zurücklegen müssen. Mit dem Spendenversprechen der Geber kann GPE zuverlässig dazu beitragen, dass kein Kind mehr solch lange Reisen auf sich nehmen muss, nur um sein Grundrecht auf Bildung einlösen zu können.

9. Hunger und Mangelernährung

Über den Einfluss von Hunger auf die Bildungssysteme wird folgenschwer selten berichtet. Schwere Mangelernährung kann zu einer Unterversorgung des Gehirns führen und dasselbe bedeuten wie der Verlust von vier Schuljahren. Ungefähr 171 Millionen Kinder in den Entwicklungsländern sind durch Hunger unterentwickelt, wenn sie ihr fünftes Lebensjahr erreichen. Die Unterentwicklung kann sowohl das Gehirn der Kinder betreffen als auch ihre Aufmerksamkeit und Konzentration in der Schule. Als Folge davon sind unterentwickelte Kinder um 19 Prozent weniger in der Lage, im Alter von acht Jahren zu lesen. Im Gegenzug kann eine gute Ernährung die entscheidende Vorbereitung für ein gutes Lernen sein. 

Dort, wo Unterernährung ein Problem ist, greift GPE ein und spricht das Problem an. In Laos stellte GPE ein innovatives Schul-Ernährungsprogramm auf die Beine. Es nimmt einerseits die Ernährungsdefizite der Schüler in Angriff, andererseits unterstützt es Selbstständigkeit, Gemeineigentum und Nachhaltigkeit, indem es die lokale Herstellung von Nahrung integriert.

10.Der Preis für die Bildung (formelle und informelle Gebühren)

Die allgemeine Deklaration der Menschenrechte stellt klar, dass jedes Kind das Recht auf eine freie Grundbildung hat, so dass Armut und Geldmangel kein Hindernis für den Schulgang sein sollten. In vielen Entwicklungsländern haben die Regierungen in den letzten Jahrzehnten die Abschaffung des Schulgeldes beschlossen und verzeichneten in der Folge ein eindrucksvolles Ansteigen der Zahl der Kinder, die zur Schule gingen. Aber für viele der ärmsten Familien bleibt die Schule zu teuer und die Kinder werden gezwungen, daheim zu bleiben, Arbeit im Haus zu verrichten oder arbeiten zugehen. Die Familien bleiben gefangen im Armutszirkel - und das für Generationen.In vielen Ländern in Afrika, wo die Schule eigentlich nichts kostet, werden „informelle Gebühren“ erhoben. Die Eltern sind gezwungen, vorgeschriebene Artikel anzuschaffen, wie Uniformen, Bücher, Stifte, Extra-Lektionen, Prüfungsgebühren oder Fonds, um den Schulbau zu unterstützen. An anderen Orten bedeutet das Fehlen funktionierender öffentlicher Schulen, dass die Eltern keine andere Wahl haben, als ihre Kinder auf Privatschulen zu senden. Auch wenn dort die Gebühren objektiv gesehen „niedrig“ sein können - „low cost“, bleibt das völlig unerschwinglich für die ärmsten Familien, die mit ihren Anstrengungen für ein besseres Leben ihrer Kinder durch Bildung den eigenen Ruin riskieren. 

Der Hauptzweck von GPE ist es, die nationalen Bildungssysteme der ärmsten Länder zu stärken, indem man ihre Kapazitäten ausbaut und allen Bürgern Zugang zu guter Bildung ermöglicht. GPE kümmert sich dabei besonders um Kinder, die von Ausgrenzung betroffen sind und deshalb nicht zur Schule gehen können. Es werden Mittel und Wege gefunden, damit die ärmsten Familien ihre Kinder zur Schule schicken können.

Editorial

Armut beenden

10 Barriers to Education That Children Living in Poverty Face

Ein Beitrag von Phineas Rueckert